Sinsheim. Sie wird mit dem Castel del Monte in Apulien verglichen und gilt wegen des achteckigen Grundrisses ihres Turms als nahezu einzigartig in Deutschland, zumal für eine eher kleine Burganlage. Die Burg Steinsberg, 333 Meter über Normal Null, ist ein Wahrzeichen der Kraichgaulandschaft, einziger echter nicht-technischer und nicht-sportlicher unter den vielen „touristischen Leuchttürmen“, deren Sinsheim sich rühmt. Der Steinsberg, ein erloschener Vulkan, wird sogar „Kompass“ des Kraichgaus genannt, obwohl das Hausgewässer die nahe Elsenz, nicht die ferne Kraich ist. Seit fünf Jahren nimmt die Sinsheimer Stadtverwaltung Millionen in die Hand, um die Burg zukunftssicher zu machen.

Und dieser Blick. Schwarzwald, Schwäbischer und Pfälzer Wald, mit etwas Wohlwollen und guter Sicht sogar die Vogesen tauchen auf, in 29,9 Metern Höhe. Wanderer und Hochzeitsgesellschaften, Mittelalterfreaks und Minigolfer, Liebende, Japaner, Hobby- und echte Historiker finden den Ort reizvoll. 1,2 Millionen Euro hat die Stadtverwaltung in die Stauferburg seit 2013 investiert, das Pallas zum Ort für Kulturveranstaltungen hergerichtet, die Burgmauer begehbar gemacht, ein neues Restaurant etabliert, Küche – und Speisekarte – für rund 500.000 Euro kernsaniert. Auf dem Parkplatz unterhalb der Burg, der ebenfalls neu gepflastert und mit Drainagen versehen wurde, gab es im Sommer Freilichtkino. Und mit Fritz Uhl hat die Stadt einen „Kümmerer“ eingestellt. Der Steinmetz, gebürtig im Örtchen Weiler, wo auch die Burg steht, sieht vor Ort nach dem Rechten.

Denn zwischenzeitlich waren Teile des Ringwalls eingesackt. Strammer Westwind, Nässe, Jahrzehnte und Winterfrost hatten Fugen platzen und den Sandstein verwittern lassen. Schäden würden, wie es heißt, wahrscheinlich auch in den kommenden Monaten und Jahren auftreten. „Eine unendliche Geschichte“ sei so ein Ort, sagte kürzlich Dr. Claudia Baer-Schneider deren Abteilung im Landesdenkmalamt die Sanierung betreut. Doch offenbar sind sich Stadtverwaltung, Denkmalschützer und Politik einig, dass es sich lohnt. Erst vor kurzem überreichten Lotto-Geschäftsführerin Marion Caspers-Merk, früher für die SPD im Bundestag, und Helen Heberer von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz einen symbolischen Förderscheck über 100.000 Euro an Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Das Geld stammte aus Mitteln der „Glücksspirale“ und es war naheliegend, dass Sinsheims Oberbürgermeister die Burg mit einem Lottosechser verglich. Insgesamt 238.580 Euro aus Landesmitteln des Denkmalschutzes erhöhen den Förderanteil der Mauerwerkssanierung inzwischen auf rund ein Drittel.

Die Maßnahmen sind aufwendig. Steinspezialisten arbeiten sich Quader für Quader am Turm entlang, der zur Schadensermittlung mit Drohnen beflogen wurde. Ein Gerüst mit Fahrstuhl verhüllt zur Zeit den Bergfried. Die Spezialisten entfernen Fugenmasse, nachdem frühere Sanierer den falschen Mörtel genommen hatten und Regenwasser eindrang. Steine werden mit Mineraliengemischen aufgespritzt oder in Form von Vierungen teilersetzt. Besonderes Glück hierbei: Für Instandsetzungen können die Fachleute auf Sandstein aus den nahen, inzwischen weitestgehend stillgelegten Weilerer Steinbrüchen zurückgreifen. Restmengen der Steine, mit denen schon die staufischen Burgherren bauten, sind noch verfügbar. Die Maßnahme begleiten Gutachter und ein Restaurator. Trotzdem wollte der Sinsheimer Baudezernent im Sommer „schnell fertig werden“ mit der Burg. Schließlich hat die Stadt Sinsheim viel vor. Bis sie im Jahr 2020 Landesheimattageort wird, müssen eine Stadthalle kernsaniert, ein Schwimmbad und ein halbes Innenstadtviertel umgestaltet, am besten noch ein Parkhaus gebaut werden.

Nun sieht es danach aus, als liege man am Steinsberg mehr als nur im Plan. Mitte 2018 war fürs Sanierungsende ursprünglich angepeilt. Nun spreche vieles dafür, dass es zeitig im kommenden Frühjahr passiert. OB Jörg Albrecht bei der Scheckübergabe: „Die Steinmetze bauen demnächst ab.“ Nach einer Winterpause müssten lediglich noch „kleinere Arbeiten erledigt werden.“ Allerdings weiß man das so genau nie: Bei Grabungen an der inneren Ringmauer tauchten jüngst Fundamente auf, über deren Zweck und Ursprung im Moment noch gerätselt wird. Möglicherweise ein nächster Teil der „unendlichen Geschichte“

Quelle :  RNZ 16.11.2017