Lage und Geologie

Die Burg liegt auf einem 333  Meter hohen Bergkegel, einem ehemaligen Vulkan, dessen Südseite mit Wein bepflanzt ist. Weil sie weithin sichtbar ist, wird sie auch „Kompass des Kraichgaus“ genannt.

Vor rund 60 Millionen Jahren, im frühen Tertiär, entstand an der Stelle, an der sich heute der Steinsberg befindet, kurzzeitig eine bis in den Erdmantel hinabreichende Spalte. Durch diese Erdspalte drangen heiße Gase und vulkanische Aschen (Gemische aus Tuff und Nebengesteinen). Analysen der Gemische ergaben, dass die dadurch entstandene, damalige Erdoberfläche rund 300 Meter höher lag als die heutige. Anschließend drang durch die Spalte flüssiger Nephelinbasalt nach, der heute (in erstarrter Form) noch immer an der äußeren Burgmauer zu finden ist. Durch die bei der vulkanischen Aktivität entehenden, hohen Temperaturen wurde das in der Umgebung anstehende Tonmergelgestein gelb gefrittet. Nach Abklingen der kurzzeitigen Vulkantätigkeit war der Steinsberg ständiger Erosion ausgesetzt. Dabei erodierte der harte Basaltkern weniger stark als die angrenzenden Sedimente, wodurch der Steinsberg im Laufe der Zeit zu der augenfälligen und höchsten Erhebung des Kraichgaus wurde, als der er sich heute darstellt.[1]

 

 

Geschichte

Wahrscheinlich schon römischer Stützpunkt, wird der Steinsberg erstmals 1109 zusammen mit dem edlen Eberhard von Steinsberg genannt. 1129 erscheint ein Graf Weinhard von Steinsberg und später jener staufische Gefolgsmann Wernhart, „der uf Steinsberc saz“. Von jener Burganlage ist nichts erhalten; es gibt keine Vorstellungen darüber. Die heutige Kernburg wurde im frühen 13. Jahrhundert, etwa um 1220, unter den Grafen von Oettingen erbaut, die außer in Versen des Minnesängers Spervogel auch in drei Urkunden von 1283, 1294 und 1310 als Burgherren belegt sind. In der Urkunde von 1310 übergab Konrad von Öttingen seinen Besitz an die Pfalzgrafen Rudolf und Ludwig. Ursprünglich sollte Konrad von Öttingen von den Pfalzgrafen wieder mit dem Besitz belehnt werden, jedoch fiel er in Ungnade und verstarb außer Landes, so dass die Pfalzgrafen Burg Steinsberg 1311 an die Grafen von Hohenlohe verpfändeten. Das Pfand wurde rasch wieder eingelöst, denn 1356 saß bereits wieder ein pfälzischer Vogt auf der Burg. 1410 kam die Burg an die Pfalzgrafschaft Mosbach und kehrte mit deren Ende 1499 wieder zur Hauptlinie zurück. Daraufhin veräußerte Kurfürst Ludwig V. die Burg an die Herren von Venningen, die dort bereits im 14. und 15. Jahrhundert kurpfälzische Vögte gestellt hatten. Bis 1517 war die Burg noch Sitz einer kurpfälzischen Vogtei für Besitzungen im südlichen Kraichgau, bevor die Kellerei Hilsbach diese Funktion übernahm. 1525 wurde die Burg im Bauernkrieg niedergebrannt. Die unterlegenen aufständischen Bauern mussten hierfür anschließend 5000 Gulden Schadenersatz leisten. Der Wiederaufbau der Burg ist durch Jahreszahlen und Wappentafeln von 1527 und 1556 belegt. Auch ein Reliefstein, der heute am Eingang zur Burggaststätte angebracht ist, erinnert an den Wiederaufbau von 1527. Die Burg wurde weiter von den Herren von Venningen bewohnt, bis 1718 mit Georg Heinrich von Venningen der letzte Vertreter der Steinsberger Linie verstarb. Nach einem Blitzeinschlag 1777 wurde die Burganlage aufgegeben. Nach Abbruch aller Holzteile 1779 verfiel die Burg rund zwei Jahrhunderte lang. Nur vereinzelt fanden noch Bauarbeiten statt. Im Jahr 1972 verkaufte die Familie von Venningen die Burg an die Stadt Sinsheim, die umfangreiche Restaurations- und Sicherungsmaßnahmen vornehmen ließ. Der Bergfried, einige Wirtschaftsgebäude sowie zwei umlaufende Burggräben mit Wehrtürmen und Wehrgängen wurden saniert und können besichtigt werden.

 

 

Anlage 

Einzigartig ist der zentrale, 30 Meter hohe Bergfried, erbaut etwa 1235 bis 1240 aus Keupersandstein. Er ist im Grundriss achteckig und erinnert an die Oktogone von Eguisheim, Guebwiller, Wangen und Kilchberg. Auch sei an den aus einem Achteck entwickelte siebeneckige Bergfried von Burg Gräfenstein zu erinnern und nicht zuletzt an das apulische Castel del Monte. Der ursprüngliche Eingang zum Turm befand sich in 11 Meter Höhe und war nur über einen hölzernen Steg zu erreichen. Kurz vor 1800 wurde der Turm über einen ebenerdigen Zugang wieder zugänglich gemacht, nachdem es keinen Steg mehr gab. An Außen- und Innenwänden des Turms sind zahlreiche mittelalterliche Steinmetzzeichen erhalten.

Um den Bergfried legt sich eine unregelmäßig polygonale Ringmauer. Turm und Ringmauer sind rundum in regelmäßigem Buckelquadermauerwerk ausgeführt. Selbst die Schießscharten sind durch Buckelquader eingefasst. An die Innenseiten der Ringmauer lehnen sich im Stile einer Randhausburg die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Burg an. Die seit einem langen Zeitraum verfallenen Gebäude sind heute in vereinfachter Form und meist auf ein Geschoss reduziert wiederhergestellt. Der ursprüngliche Palas wurde im 16. Jahrhundert, vermutlich beim Wiederaufbau nach der Zerstörung von 1525, zum Werkstattbau umgenutzt, wovon seine heutige Bezeichnung als Bandhaus (Küferwerkstatt) herrührt. Der heute als Palas bezeichnete Bau entstand im 16. Jahrhundert. Aufgrund der starken Umbauten und des jahrhundertelangen Zerfalls können die Räume der Gebäude nicht mehr eindeutig zugeordnet werden. Zuschreibungen wie Schlosskapelle oder Kemenate der Zofen, wie sie auf Tafeln vor Ort zu finden sind, beruhen auf Vermutungen.

Um die Kernburg legen sich spiralförmig zwei- bis dreifache Zwingermauern. Bis zum Haupttor der Anlage sind drei Vortore zu passieren, deren mittleres unter Pfalzgraf Otto I. 1436 erbaut wurde und noch einen zweigeschossigen Wehrturm mit Wehrgang aufweist. Das dritte Tor zeigt eine Neidfratze, die böse Geister aus der Burg fernhalten soll.

Von der Kernburg ist die Ringmauer und der Bergfried weitestgehend erhalten und saniert. In den neuzeitlichen Wirtschaftsgebäuden innerhalb der Kernburg befindet sich gegenwärtig ein Restaurantbetrieb.